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Heidi und Wolfgang Kurschus aus Stötten sind langjährige Gasteltern und noch immer mit Feuereifer dabei. Bereits 2003 nahmen sie das erste Mal zwei Gäste aus Java (Indonesien) bei sich auf, weil ihre Kinder, Tatjana und Manuel, schon einige Jahre im Team des Internationalen Kammerchor-Wettbewerbs Marktoberdorf mitarbeiteten und zuhause davon in den höchsten Tönen schwärmten. „Ich habe meine Kinder immer zu den Terminen gefahren und dadurch selbst mitbekommen, wie toll die Stimmung hinter den Kulissen des Wettbewerbs ist“, so Heidi Kurschus. Deshalb haben sie und ihr Mann beschlossen, fortan Gäste aufzunehmen.
Das ist nun fast 20 Jahre her und seit dem hat die Familie Kurschus schon 16 Mal internationale Gäste aufgenommen. Sowohl für den den Internationalen Kammerchor-Wettbewerb Marktoberdorf, als auch für Musica Sacra International. Die Gäste kamen aus Indonesien, Israel, Lettland, den Philippinen, Ungarn, Jordanien, den USA, dem Kongo, der Schweiz, Kuba, Belarus, Tschechien und Deutschland. Enttäuscht sind sie in all den Jahren nie geworden, bis vielleicht von einem deutschen Chor, weil die Gäste kurz vorher absagten, um doch lieber in ein Hotel zu wechseln. Probleme gab es auch nie, weder bei der Verständigung, noch bei Essensgewohnheiten oder im alltäglichen Umgang mit den Gästen. „Mein 20 Jahre altes Schulenglisch hat immer gereicht, obwohl ich vor dem ersten Mal schon ein wenig Angst hatte, ich könne mich nicht verständigen“, so Heidi Kurschus, Wenn es doch mal schwieriger wurde, sprang die Tochter als Übersetzerin gerne ein.
Die allererste Begegnung als Gastfamilie war für die Familie Kurschus bis heute die wohl beeindruckendste. Vivin und Wiyanto aus Bandung (Java) wollten trotz Jetlag und langer Reise sofort in die Stadt um Sightseeing in Marktoberdorf zu machen. „Wir führten sie überall herum. Sie wunderten sich, dass wir vom Modeon in 10 Minuten bereits mitten in der Stadt waren und zogen sich bei warmen 27 Grad auf den Stufen zu St. Martin erst mal ihre Mäntel an, weil „ihnen so kalt war“, so Heidi Kurschus. Bei einem Ausflug zur Marienbrücke erkannten sie, dass Vivin unter Höhenangst litt. Doch der Anblick von Schloß Neuschwanstein ließ sie auf der Brücke tanzen. So glücklich hat es sie gemacht. Abends wurde zusammen in der kleinen Küche gekocht, da die beiden Gäste etwas typisch indonesisches anbieten wollten. Wolfgang Kurschus bereitete ihnen hingegen eine Brätknödelsuppe zu. „Indonesisches Essen ist scharf. Das wissen wir. Und wir mögen scharfe Speisen. Doch das, was sie uns zubereiteten, hatte es wirklich in sich. Wir wussten nicht, warum die beiden beim Essen dauernd so lachen mussten – es lag, so erfuhren wir später – an unseren hochroten Köpfen“, erzählt Heidi Kurschus lachend, als wäre es erst gestern gewesen.
„Man erlebt den Wettbewerb und das Zusammentreffen der Kulturen als Gasteltern komplett anders mit“, schwärmt Heidi Kurschus. „Man ist viel näher dran und fiebert beim Wettbewerb selber mit. „Als der Parahyangan Catholic University Choir Unpar – der indonesische Chor, in dem Vivin und Wiyanto sangen, im Wettbewerb 2003 den 1. Preis gewann, rief mich unser Sohn ganz aufgeregt im Büro an und rief durchs Telefon – Mama, wir sind eine Siegerfamilie“. Und genau so fühlten sie sich dann auch. Ein Gefühl, das sie nie mehr missen wollten und das bis heute anhält. Denn es sind gerade diese kleinen zwischenmenschlichen Dinge, die das Gesamtbild der Gastfamilie Kurschus ergeben. Sie sind deshalb sehr dankbar, das alles erlebt zu haben und freuen sich jedes Jahr aufs Neue, wieder als Gasteltern dabei zu sein.
Mit Vivin und Wiyanto aus Java haben sie bis heute Kontakt. In der ersten E-Mail, die sie bekamen, als die Gäste wieder zuhause in Java waren, hieß es gleich „Hi Mom…“ Schicksalshaft auch, dass die beiden Gäste aus Indonesien, die vor Marktoberdorf lediglich befreundet waren, nach dem Aufenthalt bei der Gastfamilie ein Paar wurden. 2005 kam dann sogar die ganze Familie mit Angehörigen bei einem 14-tägigen Europa-Trip bei der Familie Kurschus vorbei. Ganze drei Tage nahmen sie sich für Marktoberdorf Zeit. Als sie bei der Ankunft den ersten Schnee ihres Lebens sahen, waren sie nicht nur überglücklich, sondern wollten auch sofort Skifahren. Die Familie Kurschus erklärte, dass das in nur drei Tagen kaum möglich wäre, besorgte erst einmal allen Winterschuhe und machte stattdessen mit ihnen eine Schneeschuhwanderung und eine Schlittenfahrt. Die Gäste aus Java waren völlig begeistert. Und sehr erschöpft.
Vivin und Wiyanto – die allerersten Gäste der Familie Kurschus aus Java – sind nun seit 10 Jahren verheiratet, haben eine 8-jährige Tochter und nach fast 20 Jahren noch immer Kontakt zur Gastfamilie in Marktoberdorf. Kein Wunder, dass Heidi und Wolfgang Kurschus sich auch in diesem Jahr als Gasteltern angemeldet haben. Insbesondere, als sie erfuhren, dass auch ein Chor aus Indonesien am Internationalen Kammerchor-Wettbewerb Marktoberdorf 2022 teilnimmt. „Wenn ich nur daran denke, bekomme ich Gänsehaut“, so Heidi Kurschus, die es als wahren Segen ansieht, Gastfamilie sein zu dürfen.
Bildunterschrift: Die langjährige Gastfamilie Heidi und Wolfgang Kurschus (mittig) aus Stötten mit ihren allerersten Gästen Vivin (links) und Wiyanto (rechts) aus Java (Indonesien) 2003 im Festspielhaus Füssen.
Foto: Kurschus