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GASTELTERN GESCHICHTEN

Familie Liebenstein

Familie Liebenstein

Die Musik war von vornherein der Auslöser, dass sich Katharina und Robert Liebenstein aus Oy-Mittelberg entschieden, Gasteltern zu werden. Über einen Nachbarn, der damals im Team von MODfestivals als Ehrenamtlicher mitgearbeitet hatte, erfuhren sie von der Möglichkeit, sich als Gasteltern anzubieten. 2011 war es dann so weit. Familie Liebenstein stellte ihre Ferienwohnung sechs Sängern aus Kuba zur Verfügung. Und es gefiel ihnen so gut, dass sie nicht nur sofort Fördermitglieder der Festivals wurden, sondern fortan auch fast jedes Jahr als Gasteltern dabei waren. Sie beherbergten seitdem acht Mal Gäste, sowohl für den Internationalen Kammerchor-Wettbewerb Marktoberdorf, als auch für Musica Sacra International. Bei ihnen wohnten SängerInnen aus Kuba, Frankreich, Tschechien, Finnland, Argentinien und Ungarn. Und auch für dieses Jahr haben sie sich schon wieder angemeldet.

Die Liebensteins sind durch ihren selbstständigen Öko-Landwirtschaftsbetrieb sehr im Allgäu verhaftet und konnten so nie große Auslandsreisen machen. „Deswegen war es für uns ein wahrer Glücksfall, die Welt zu uns nach Hause einladen zu können“, so Robert Liebenstein begeistert. Für ihn war und ist es „eine echte Herzensangelegenheit“ geworden, Menschen mit fremden Kulturen bei sich aufzunehmen. „Mit ihnen eine Zeit lang zusammenzuleben, sich auszutauschen, zusammen zu musizieren und zu feiern hat uns jedes Mal aufs Neue begeistert“. Sogar kleine Auftritte in der Unterschwarzenbacher Dorfkirche hat er für seine Gäste schon organisiert. Mit Freunden, Nachbarn und sogar einem katholischen und evangelischen Geistlichen hat Robert Liebenstein seine Gäste – drei Finninnen – zu einer kleinen musikalischen Dorfandacht eingeladen. „Für mich war das damals ein sehr intimer und bewegender Moment“ schwärmt Liebenstein noch heute. Die finnischen Gäste freuten sich dann auch sehr darüber, dass sie die gerade neu gebaute finnische Sauna im Garten der Liebensteins benutzen durften.

Sprachbarrieren gab es nie, denn Katharina Liebenstein spricht neben Englisch auch noch Spanisch und Französisch. Lediglich mit den ungarischen Gästen „lief es etwas holprig, da sie kaum englisch sprachen und nur ein paar Wörter deutsch“, so Katharina. Auch bei der Verpflegung der Gäste gab es nie Probleme. Als Gäste von einem französischen Jugendchor das hiesige Essen bemängelten, kochte ihnen Katharina frischen Spargel mit Sauce Hollondaise „und alle waren glücklich“.

Sehr gut kann sich die Familie an die kubanischen Gäste 2019 erinnern, die gleich kurz nach ihrer Ankunft im beschaulichen Unterschwarzenberg bei Oy-Mittelberg unbedingt grillen wollten. Als Katharina nachfragte, ob sie lieber Schwein, Geflügel oder Rind auf den Grill haben wollten, waren die Kubaner total begeistert. Rindfleisch! Das sei, so erzählten die Gäste, in Kuba lediglich hohen Parteifunktionären und nur den ganz reichen Menschen vorbehalten. Also kauften die Liebensteins „einen riesen Berg Rindfleisch“, obwohl sie selbst auf ihrem Öko-Hof größtenteils vegetarisch/vegan leben. Sie veranstalteten ein großes Grillfest im Garten mit einheimischem Bier, internationaler Hausmusik und kubanischen Zigarren, die die Gäste im Gepäck hatten. Als die Gastfamilie mit ihren Gästen dann auch noch einen Ausflug zum Wunschziel Schloss Neuschwanstein machten und anschließend in der Kögelalp zum Kässpatzenessen einkehrten, war das Glück für Gäste und Gasteltern perfekt. Einer der Kubaner, Juan Carlos, war bereits 2011 schon einmal bei den Liebensteins zu Gast gewesen. Er wechselte in Argentinien Jahre später den Chor und konnte, so es der Zufall wollte, 2019 mit dem neuen Ensemble ein weiteres Mal nach Marktoberdorf kommen und wurde zufällig erneut der Familie Liebenstein zugeteilt. Das „Hallo“ als man sich auf beiden Seiten wiedererkannte, war natürlich entsprechend groß.

Auch mit einer argentinischen Familie, die ihre Kinder zum Festival mitbrachten, waren die Liebensteins im innigen Austausch. „Es liegt uns sehr viel daran“, erzählt Katharina Liebenstein, „mit den Gästen so viel Zeit wie möglich zu verbringen, sie im Wettbewerb singen zu hören und abends ihre Konzerte zu besuchen“. Die Musik und der Einblick in fremde Kulturen bereichert die Familie jedes Mal aufs Neue. Auch mit der argentinischen Familie organisierten sie ein großes Gartenfest, bei dem rund 20 Freunde und Nachbarn eingeladen waren. Es dauerte nicht lange, bis die einheimischen Kinder mit den argentinischen Kindern fröhlich durchs Dorf zogen.

„Für uns ist es eine wirkliche Bereicherung, jedes Jahr an Pfingsten erneut Gäste aus fremden Ländern aufnehmen zu können“, so Robert Liebenstein. Als dies 2020 und 2021 bei Musica Sacra International aufgrund der Pandemie leider nicht mehr möglich war, sahen sie sich die Festivals online zuhause am Bildschirm an. „Mit wirklich schwerem Herzen“ setzt Katharina Liebenstein hinzu, „weil uns der direkte Austausch mit den Menschen sehr fehlte.“ Aber darum freuen sie sich jetzt umso mehr, wenn an Pfingsten wieder sechs internationale Gäste des Internationalen Kammerchor-Wettbewerbs Marktoberdorf in ihre Ferienwohnung in Unterschwarzenberg einziehen. „Wir sind schon sehr gespannt“, so Katharina Liebenstein in freudiger Erwartung.


Bildunterschrift:

Die kubanischen Gäste mit ihrer Allgäuer Gastfamilie bei einem Ausflug nach Schloss Neuschwanstein.

Foto: Liebenstein

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