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Sonja und Martin Weber aus Thalhofen / Marktoberdorf sind als Gasteltern eher untypisch. Mit ihren damals 27 bzw 28 Jahren waren die Webers die bisher jüngsten Gasteltern. Einen Gast aufzunehmen war für Sonja, die seit 2011 aktiv im MODfestivals-Team mitarbeitet, eigentlich gar nicht geplant. 2014 sprang sie dann spontan ein, als für Irakli „Ika“ aus Georgien, kurz vor seiner Ankunft noch kein Zuhause in Marktoberdorf gefunden war „Wir zogen erst ein Jahr vorher aus einer 2-Zimmer-Wohnung in unser Haus und hatten 2014 zum ersten Mal ein Gästezimmer! Also warum nicht? Und das passte auch sehr gut, denn wir waren ungefähr im selben Alter und er sprach sehr gut deutsch“, so Sonja rundum unbekümmert.
Die Mitarbeit beim Festival und gleichzeitig als Gastmutter zu fungieren brachte sie souverän unter einen Hut. „Morgens fuhr er mit mir hin und nachts einfach wieder mit nach Hause, wie man das mit Kindern auch machen würde“ erzählt Sonja lächelnd, die schnell Mutter-Instinkte für ihren Gast entwickelte und ihn rundum betreute. Obwohl die heute dreifache Mutter zum damaligen Zeitpunkt noch gar keine eigenen Kinder hatte, entwickelte sie gleich Mutterinstinkte, die dem jungen Gast aus Georgien immer wieder „aus der Patsche“ halfen. Als er zum Beispiel bei einem Ausflug zum Ettwieser Weiher seinen Bus zum Auftrittsort verpasste, holte ihn Sonja ab, fuhr ihn nach Hause, bügelte, während er kurz duschte, schnell seine Auftritts-Kleidung und brachte ihn anschließend zum Konzert, wo alle Anderen schon auf ihn warteten. Für Sonja nichts Außergewöhnliches, „was man so als Mutter halt macht“.
„Ika“, der georgische Gast von damals blieb nicht nur in guter Erinnerung bei Sonja und Martin Weber, sie blieben auch bis heute in losem Kontakt. „Hallo Mutti…“ heisst es, wenn sie auf Facebook schreiben. Bereits 2015 trafen sie sich auf dem Oktoberfest in München wieder und 2017 kam er zu Besuch nach Marktoberdorf und war Gast beim Staffelmixmarathon. Ein Besuch in Georgien steht für die Webers noch aus. Dieser soll aber, sobald die Kinder größer und die Pandemie vorbei ist, baldmöglichst realisiert werden.
Nach diesem positiven Erlebnis, wurden Sonja und Martin 2016 erneut Gasteltern. Mit Emeka hatten sie den Chorleiter des Lagos City Chorale aus Nigeria zu Gast. Wenn er seinem ganzen Chor erklärte „This is my Mama“ musste auch der Chor etwas schmunzeln, da er mindestens doppelt so alt war wie Sonja. Doch mit dem Altersunterschied hatten weder Emeka noch Sonja ein Problem. Problematisch war vielmehr, dass Emeka dauernd fror.Also Heizung aufdrehen, dicke Pullis raussuchen und Winterbettwäsche beziehen. Schon bald gewöhnte sich der Gast aus Nigeria an das Allgäu-Klima.
Nach den schönen Erfahrungen mit „Ika“ aus Georgien und Emeka aus Nigeria war für die Webers klar, dass sie weiterhin Gasteltern bleiben wollen. 2017 kam die erste Tochter zur Welt und das Gästezimmer wurde zum Kinderzimmer umgebaut. Es war also leider kein Platz für Gäste vorhanden. 2018 sprangen dann Sonjas Eltern als Gasteltern ein. Ebenfalls eher untypisch, da meistens zuerst die Eltern und erst dann die Kinder Gasteltern werden. Doch auch so machte es Sonja sehr viel Spaß, weiterhin mit den Gästen ihrer Eltern unterwegs zu sein. Mittlerweile haben Sonja und Martin drei Kinder. Trotzdem wollen sie baldmöglichst wieder Gäste aufnehmen. Sobald sich ihre räumliche Situation geändert hat. „Wir arbeiten daran – ein wir anbauen, ist auch ein Gästezimmer geplant“, so Sonja, die das Gasteltern-Dasein nicht missen will, denn „nicht mal im Urlaub kommt man Menschen aus fremden Kulturen so nahe, wie wenn man sie zuhause zu Gast hat“, so Sonja Weber: „Das hat uns jedes Mal sehr bereichert, das wollen wir wieder haben.“
Bildunterschrift:
Sonja und Martin Weber mit ihrem Gast Irakli „Ika“ (Mitte) aus Georgien vor dem Richard-Wengemeier-Saal der Bayerischen Musikakademie Marktoberdorf.
Foto: privat